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Freitag, 5. Juli 2013

Ausbildung Holzbildhauer am Don Boscoinstitut Lüttich schließt die Türen | Berufsfachschule für Holz- und Ornamentschnitzerei | Don-Bosco-Schule



Patrick Damiaens Ornamentschnitzer

Patrick Damiaens

Ornamentschnitzer




Don Boscoinstitut Lüttich (belgien)

Die Ausbildung Ornamentschnitzer schließt
nach 116 Jahren die Türen






Der Untergang belgischer Kulturerbe.



Die Ausbildung Ornamentschnitzer-Holzbildhauer
am Don Boscoinstitut in Lüttich.
Gegründet in 1896.





Schon hundertsechzehn Jahr ist Ornamentschnitzerei am Don Boscoinstitut eine einzigartige Ausbildung in Belgien. Selbst habe ich da von 1986 bis 1989 studiert. Angesichts der hohen Anmeldungszahl gab es ja eine Aufnahmeprüfung. Nur zwölf Schüler wurden zugelassen. Diese Ausbildung gehört zur absoluten Spitze. Es gibt nur zwei vergleichbare Ausbildungen in Europa: L'école Boulle in Paris und The Guilds of London Artschool in London.



Die Basis dieser Ausbildung, die in 1896 gegründet ist, beinhaltet das Schmücken und die dekoration von Möbeln und Interieuren. Diese einzigartige Ausbildung, von der Kenntnis der Lütticher Ornamentik Teil ausmachte, hätte eine schöne Zukunft, weil sie Generationen Studenten eine Tätigkeit sicherstellte. Seit ungefähr fünfzehn Jahren gibt es aber weniger Nachfrage nach Lütticher Ornamenten. Die Lehrer Holzschnitzerei am Don Boscoinstitut mussten sich anpassen, weil Kunden immer öfter nach einer anderen Art Holzschnitzerei fragten: vor allem Restaurierungen von Kirchen und geschützten Gebäuden, in denen dekorative Elemente repariert werden mussten. Der Stil war dabei von nebensächlicher Bedeutung.

Don Bosco 1927


 
Don Bosco Lüttich
Das Schuljahr 1951-1952

Ton und Stein



Vor zehn Jahren wurden das Studium und Modellieren von Ornamenten in Ton in das Curriculum aufgenommen. Die Basis eines Ornamentkünstlers ist die Kenntnis und das Studium von einem spezifischen Ornament oder einer Stilepoche und die Anfertigung spezifischer Ornamente und Dekorationen. Trotz dem Material aus Holz, Stein, Ton oder Gips ist, hat jede Stilepoche in der West-Europäischen Geschichte ihre Merkmale.



Durch die Begeisterung vom Lehrer wurde die Ornamentik in Stein eingeführt. Die Ausbildung ging gute Wege, die neuen Chancen boten. Diese Ausbildung könnte nicht nur schneller neuer Trends, sondern auch einfacher der Nachfrage verschiedener kommerziellen Sektoren entsprechen.



Wahrscheinlich wieder etwas typisch belgisch?



Anfang September 2011. Die Schulleitung vom Don Boscoinstitut entscheidet die Section Sculpture zu schließen. Diese Entscheidung war auf die Studentenzahl begründet, weil damals nur neun Schüler in dieser Abteilung eingeschrieben waren. Gerade in dem Moment hatten andere Abteilungen im Institut genau dasselbe Problem, aber nur die Ornamentikausbildung wurde geschlossen.



Mein Klassenfoto. Abteilung Holzschnitzerei Don Bosco Lüttich in 1988


An zwei Seiten des Strangs ziehen



Das Unterrichtsministerium erlegt lächerliche Normen und Bedingungen auf. So müssen Studenten die Vorbildung Möbeltischler besucht haben. An diese Bedingungen sind Subventionen geknüpft, die eine finanzielle Unterstützung garantieren. Durch die Ausbildung Ornamentikschnitzerei an diese verpflichte Vorbildung zu knüpfen, stutzt man den Wuchs dieser Abteilung. Während das Mittelstandsministerium nicht ohne Mühe versucht Handwerksberufe und Kreativität mittels des Tages der Handwerker aufzubauen, sorgt ein anderes Ministerium dafür, dass das Überwechseln nicht länger garantiert ist.



Lasst uns ehrlich sein, Schulen mit guten und einzigartigen Handwerkskenntnissen sorgen dafür, dass die nächsten Generationen immer noch die Wahl haben sich für eine Handwerksausbildung zu entscheiden.



Ornamentzeichnen
Modellieren in Ton






























Das Holzschnitzeratelier im Don Boscoinstitut Lüttich anno 2010


Die künftigen Generationen



Durch dieses Vakuum sorgt man fast automatisch dafür, dass eine ganze Generation keinen visuellen Kontakt mit dem Handwerk mehr hat. Kenntnis geht also verloren. Nächste Generationen werden als Schafe ausgebildet um ohne Identität in einem Produktionsprozess tätig zu sein. Dieses Vakuum sorgt auch dafür, dass eine ganze Generation, ohne es zu wissen und durch Zutun der Medien, in nur eine Richtung gelenkt wird: Richtung Einheitswurst.



Wir sind es an uns selbst und an künftigen Generationen verpflichtet dieses Stück regionale und nationale Kulturerbe zu schützen. In unseren Nachbarstaaten hat man das schon längst verstanden. Man schüttet das Kind doch auch nicht mit dem Bade aus. Es ist unfassbar, dass einige Politiker sich ohne weiteres dafür entscheiden können, dass diese Abteilung unnötig und altmodisch sei und dass moderne Maschinen immer die Lösung seien.



Wenn das Know-how verschwunden ist



Daneben werden Abendschulen hohe Ansprüche gestellt, weil ein Kurs sicher nicht unrentabel sein darf. Man kann sich beiläufig fragen welches Kommunalschwimmbad Break-even läuft. Natürlich behauptet man, dass es dann geht um eine Verpflichtung hinsichtlich der Bevölkerung. Es passiert also oft, dass Ausbildungen nicht weitergehen können, weil sie unrentabel sind. Handwerksausbildungen müssen sich den selben Ansprüchen unterwerfen wie Ausbildungen sowie ICT, französch …



Wenn wir so weitermachen, werdet von unserer Kulturerbe nicht viel übrig bleiben. Wenn einmal das Know-how verschwunden ist und es keine Nachfolge mehr gibt, dann ist es vorbei. Wer wird unsere Kulturerbe im Zukunft pflegen?




Die letzten Schüler Ornamentschnitzer
























Japan



Wir könnten an die Problematik auch herangehen sowie man es in Japan getan hat. Spezifischen, japanischen Handwerksberufen gewährt man da einen Zuschuss, durch den der finanzielle Druck erleichtert wird. Handwerker können also ihre kommerziellen Tätigkeiten weiterführen. Durch die Subventionen ist es möglich ihre Produkten eben billiger anzubieten, sodass eine größere Gruppe Interessierte entsteht, die inländische, handwerkliche Identität der Massenproduktion vorzieht.



Diesen Handwerkern werden auch Verpflichtungen gestellt. So sind sie verpflichtet ein bis zwei Menschen auszubilden, sodass die Produktionsgeheimnisse und -Techniken übertragen werden. Die Herstellung eines Samuraischwerts, zum Beispiel, verlangt eine siebenjährige Ausbildung. Die Lehrer-Handwerker nennt man in Japan auch oft 'Lebendige Geschichte'.



Selbst bekomme ich regelmäßig Anforderungen aus der ganzen Welt. Vor kurzem bekam ich noch eine Anforderung aus Schweden und fragte einer aus den Vereinigten Staaten ob ich keinen Apprenticeship suchte. Es zeigt, dass die belgischen Traditionen weltweit bekannt sind.



Vielleicht könnte man das japanische System auch in Belgien introduzieren: in den beiden Landesteilen wählt man eine Gruppe Tophandwerker aus. So wird die Fortsetzung von den handwerklichen Traditionen in unserem Land für die Zukunft sichergestellt.






 Übersetzung Neyens Laurent